«Unseren inneren Frieden erlangen heisst, sich um den Frieden in der Welt zu kümmern»


«In unserem Inneren Frieden zu erlangen, ist ein politischer Akt», sagt der Meditationslehrer Thich Nhat Hanh. So überraschend diese Erklärung erst einmal scheint, so steckt in ihr doch eine tiefe Wahrheit. Wieviel Gutes sollen der Gesellschaft Aktionen bringen, die von Gier, Zorn oder Hass inspiriert sind?

 

Die Gesellschaft ändern zu können, ohne sich selbst zu verändern, ist ein Trugschluss. Jahrhunderte der Geschichte können dies belegen. Aus den Revolutionen, die in regelmässigen Abständen an diesem oder jenem Ort des Planeten aufflammen - mit der oft löblichen Absicht, die Ungerechtigkeit zu beseitigen - entstehen neue politische Institutionen, die durch das Vorhandensein der «drei Gifte» in den Herzen der Menschen, die doch Erneuerung verkörpern sollten, sehr schnell verdorben werden.

 

Unsere Gesellschaft braucht nicht noch mehr technologischen Fortschritt, noch mehr Kommunikationsmittel, noch schnellere Verkehrsmittel: sie braucht weniger Gier, weniger Hass, weniger Unkenntnis der wahren Natur eines jeden. Erste Pflicht eines jeden ist es, in seinem Inneren Frieden zu erlangen.

 

Buddha hat dafür eine Methode übermittelt: (Meditation und die damit einhergehende Praxis des Bewusstseins.) Es liegt an uns, sie anzuwenden. Je mehr Menschen sich dem widmen, desto günstiger wird unsere Gesellschaft verändert. Indem wir uns um uns selbst kümmern, kümmern wir uns um die Welt. Hören wir doch auf zu glauben, wir müssten uns zwischen dem Einen oder Anderen entscheiden. Beides ist so untrennbar miteinander verbunden wie Vorder- und Rückseite desselben Blattes.»

 

Aus dem Artikel «Regards sur le Dharma» von Zen-Lehrer Gérard Pilet, Annonay (F), übersetzt von Peter Dries, ergänzt von Regula Siegfried, «Zeitpunkt» www. zeitpunkt.ch